Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr Menschen, als in Frankfurt am Main leben: Im Jahr 2015 ereilte dieses Schicksal laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) insgesamt 925.200 Menschen, davon 449.512 Männer und 475.688 Frauen – damit ist die Zahl der Todesfälle gegenüber dem Vorjahr um 6,5% gestiegen. Nahezu die Hälfte der verstorbenen Frauen und ein Viertel der verstorbenen Männer waren 85 Jahre und älter (Quelle: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Todesursachen/Todesursachen.html).
Die Daten und Fakten belegen, dass „unsichtbare Risiken“ resultierend z. B. aus Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkoholmissbrauch oder Rauchen die mit Abstand häufigsten Todesursachen sind: Rund zwei Drittel der Todesfälle in Deutschland gehen auf das Konto dieser so genannten „vier Volkskiller“, die u. a. Herz-/Kreislauf- oder Krebserkrankungen verursachen (rund 583.000 von 925.200 Todesfällen).
Trotzdem schätzen die meisten Menschen interessanterweise die Auswirkungen von sichtbaren Risiken, wie z. B. Verkehrsunfällen oder gar „Schockrisiken“, wie z. B. Terroranschlägen oder Flugzeugabstürzen, als höher ein.
Der Kabarettist Volker Pispers pflegte es mit folgendem Satz auf den Punkt zu bringen: „Paulaner hat in Deutschland mehr Leute auf dem Gewissen, als Al Kaida“ – und das stimmt ganz offensichtlich. Überraschend und erschreckend ist aus meiner Sicht auch die Zahl von ca. 40.000 Menschen, die jährlich in Deutschland an Krankenhauskeimen sterben (O-Ton Volker Pispers: „Da muss Al Kaida lange für stricken“). Bevor ich am Ende dieses Artikels zu den eher ungewöhnlichen Todesursachen in Deutschland komme, möchte ich im Hinblick auf die wesentlichen Todesursachen aus dem Bericht des Statistischen Bundesamtes zitieren:
„Die häufigste Todesursache im Jahr 2015 war, wie schon in den Vorjahren, eine Herz-/Kreislauferkrankung. 39% aller Sterbefälle waren darauf zurückzuführen. Von den 356.616 Menschen, die an einer Herz-/Kreislauferkrankung verstarben, waren 157.996 Männer und 198.620 Frauen. Vor allem bei älteren Menschen führten diese Erkrankungen zum Tod. 92% der an einer Krankheit des Herz-Kreislaufsystems Verstorbenen waren 65 Jahre und älter. An einem Herzinfarkt, der zu dieser Krankheitsgruppe gehört, verstarben im Jahr 2015 insgesamt 50.948 Menschen. Davon waren 57% Männer und 43% Frauen.
Zweithäufigste Todesursache waren die Krebserkrankungen: Beinahe ein Viertel aller Verstorbenen (226.337 Menschen) erlag im Jahr 2015 einem Krebsleiden, darunter 122.916 Männer und 103.421 Frauen. Bei Männern waren die bösartigen Neubildungen der Verdauungsorgane beziehungsweise der Atmungsorgane (Lungen- und Bronchialkrebs) die am häufigsten diagnostizierten Krebsarten. Frauen waren ebenfalls am häufigsten von einer bösartigen Neubildung der Verdauungsorgane betroffen. Häufigste Einzeldiagnose bei den Krebserkrankungen von Frauen war jedoch der Brustkrebs.
4% aller Todesfälle waren auf eine nicht natürliche Todesursache wie zum Beispiel eine Verletzung oder Vergiftung zurückzuführen (36.496 Sterbefälle). In 12.868 Fällen (6.027 Männer und 6.841 Frauen) war ein Sturz die Ursache für den Tod. Durch einen Suizid beendeten 10.078 Menschen ihr Leben, wobei der Anteil der Männer mit 73% fast dreimal so hoch war wie der Anteil der Frauen mit 27%.“ (Zitat Ende)
Ergänzung: 3.475 Menschen starben in 2015 in Deutschland durch Verkehrsunfälle (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/unfallstatistik-2015-erneut-mehr-verkehrstote-in-deutschland-a-1079184.html), 1.226 Menschen starben durch Rauschgiftmissbrauch (http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/1226-deutsche-drogentote-im-jahr-2015-14204129.html) und 296 Menschen wurden ermordet (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2229/umfrage/mordopfer-in-deutschland-entwicklung-seit-1987/).
Äußere Todesursachen liegen bei etwa vier Prozent der Todesfälle vor, also bei jedem 25. Toten. Insgesamt sind das jedes Jahr ungefähr so viele, wie im Frankfurter Gallusviertel leben – nämlich mehr als 36.000. Das statistische Bundesamt erfasst auch diese Fälle penibel nach einem einem international genutzten Raster.
Zu den eher ungewöhnlichen Todesursachen, die die Wochenzeitschrift „SPIEGEL“ aus den offiziellen Statistiken der 35 Jahre 1980 bis 2014 extrahiert hat (http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/deutschland-unnatuerliche-todesfaelle-blitz-pilzvergiftung-tierbiss-a-1121159.html) zählen:
- Pilzvergiftungen (von 1980 bis 2014 sind 110 Menschen an Pilzvergiftungen gestorben, das sind durchschnittlich mehr als drei Personen pro Jahr)
- Vergiftungen durch Beeren, andere Pflanzen, Fisch- und Fleischvergiftungen, die insgesamt rund zwei Personen pro Jahr in Deutschland das Leben kosten
- Wespen-, Bienen- und Hornissenstiche, an denen in Deutschland 16 Menschen pro Jahr sterben (z B. Allergiker),
- Tödliche Angriffe durch Giftschlangen und -spinnen, die legal oder illegal nach Deutschland eingeführt werden, und zu 6 Todesfällen zwischen 1980 und 2014 geführt haben (statistisch also etwa ein Todesfall alle sechs Jahre)
- Todesfälle im Zusammenhang mit nicht-giftigen Schlangen und Reptilien sind ebenfalls eher selten, nämlich 17 in 35 Jahren (statistisch also etwa ein Todesfall alle 2 Jahre)
- Deutlich öfter enden Angriffe von Hunden tödlich – meist sind die Opfer Kinder – das passiert statistisch mehr als dreimal pro Jahr
- Aber auch andere Säugetiere haben Menschen auf dem Gewissen; beispielsweise trampelte 2012 ein Zuchtbulle einen Bauern tot oder 2015 ein ausgerissener Zirkuselefant einen Rentner – was zu durchschnittlich etwa 20 Todesfällen pro Jahr führt
- Etwa genauso viele Menschen, also 20 pro Jahr, sterben jährlich bei Reitunfällen oder Unfällen mit „tierbespannten Fahrzeugen“, wie es in der Statistik heißt
- Dass es ist wahrscheinlicher ist, von einem Blitz getroffen zu werden, als im Lotto zu gewinnen, ist eine Binsenweisheit – und tatsächlich kommen Tote durch Blitzschlag in Deutschland im Verhältnis zu anderen Naturkatastrophen relativ häufig vor: Von 1980 bis 2014 sind immerhin 277 Menschen deshalb gestorben, also knapp acht pro Jahr.
- Das sind mehr Tote als durch Lawinen, Erdrutsche und Überschwemmungen zusammengenommen – hier zählt die Statistik durchschnittlich weniger als vier pro Jahr.
- Unfälle mit elektrischen Geräten zählen noch immer zu den tendenziell häufigeren Todesursachen, aber die Zahl geht zurück: Waren es 1980 noch 66 Todesfälle, starben 2014 nur noch elf Menschen in Deutschland an häuslichem Strom, was offenbar an der immer sichereren Technik liegt
- Auch Feuerwerkskörper unterliegen strengeren Auflagen als noch vor dreißig Jahren; hier lässt sich aber kein ähnlicher Trend finden: Die 19 Todesfälle verteilen sich relativ gleichmäßig auf die 35 betrachteten Jahre – also weniger als ein Todesfall alle zwei Jahre (vielleicht liegt das daran, dass die tödlichen Unfälle oft mit selbstgebastelten Böllern passieren)
- Grundsätzlich kommen alle in dieser Auflistung genannten ungewöhnlichen Todesursachen nur sehr, sehr selten vor – zum Vergleich: Jährlich sterben in Deutschland ca. 140 Menschen durch Stürze von Leitern, das sind mehr als durch alle erwähnten Gifte, Tierangriffe und Naturkatastrophen zusammen.
Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der durch Terroranschläge getöteten Menschen signifikant erhöht: Seit dem Jahr 2000 haben über 61.000 terroristische Anschläge weltweit über 140.000 Menschen getötet und tatsächlich sterben heute statistisch neun Mal so viele Menschen durch Terroranschläge, wie noch vor 16 Jahren. Dies hat eine Erhebung (Global Peace Index) des Institute for Economics&Peace ergeben, einem unabhängigen „think tank“, der sich mit den Themen Friedensprozesse und Verbesserung der weltweiten Lebensbedingungen befasst (Zusammenfassung vom 28.09.2016 siehe: https://www.expat-news.com/27953/panorama_auswandern_expatriates/zahl-der-terroranschlaege-und-kriegsopfer-weltweit-massiv-gestiegen/). Allein im Jahr 2014 verübten Attentäter 13.370 terroristische Anschläge in insgesamt 93 Ländern bei denen 32.685 Personen getötet wurden. Dabei entfiel die größte Anzahl der Todesopfer (ca. 25.500 bzw. 78%) auf insgesamt fünf Länder: Afghanistan, Pakistan, Syrien, Nigeria und Irak, während auf den Rest der Welt ca. 7.185 Todesopfer bzw. 22% entfielen (Hinweis: eine fortlaufend aktualisierte Liste der weltweiten Terroranschläge findet man unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Terroranschl%C3%A4gen).
Fazit:
Auch wenn die Zahl der weltweiten Terroranschläge in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, ist das Risiko, in Deutschland an einem Terroranschlag zu sterben, vergleichsweise gering (siehe: http://www.dw.com/de/chronologie-terroranschl%C3%A4ge-in-deutschland/a-19026992). Die Anzahl der durch Terroranschläge in Deutschland getöteten Personen liegt (Gott sei Dank) noch im niedrigen ein- bis zweistelligen Bereich und Deutschland befindet sich nach wie vor auf Platz 16 der 20 friedlichsten Länder weltweit. Gefahr für Ihr Leben droht Ihnen daher in Deutschland eher von Krankenhäusern, Leitern, Elektrogeräten, dem Straßenverkehr, Zigarettenautomaten sowie vor allem vom Inhalt Ihres Kühlschranks bzw. Ihrer Minibar …
Übersicht mit den wesentlichen Eckdaten: