Schon ziemlich früh wurde der evangelische Theologe und Pazifist Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) zu einem Gegner des Naziregimes. Er war Überzeugungstäter aus christlichem Glauben heraus. Seine Waffen aber waren nicht Pistolen oder Bomben. Seine Waffe war das Wort. Mit Rede- und Lehrverbot durch die Nazis belegt, schloss sich Bonhoeffer schließlich dem Widerstand an und wurde im April 1943 verhaftet.

In der Kerkerhaft schrieb er viel – Briefe, in denen er von einer neuen Zukunft in Freiheit und Frieden sprach. Die folgenden Zeilen verfasste Dietrich Bonhoeffer, in seinem Brief an seine Verlobte Maria von Wedemeyer aus dem Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamts in Berlin, Prinz-Albrecht-Straße 8, am 19. Dezember 1944:

„Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Am 9. April 1945, wurde Dietrich Bonhoeffer von den Nationalsozialisten auf ausdrücklichen Befehl Hitlers im Konzentrationslanger Flossenbürg (Oberpfalz, Bayern) hingerichtet. Die Nazis wollten ihn mundtot machen, damals an jenem 9. April 1945 wenige Wochen vor Kriegsende. Aber sie haben es nicht geschafft. Die Wirkung seiner Worte war größer als die Zerstörungswut der Nazis. Dietrich Bonhoeffer schrieb kurz vor seinem Tod einen Text, der für viele Menschen Trost und Hoffnung bedeutet. Wenn alles am Ende zu sein scheint, dann fallen vielen diese Worte ein.

Eine vertonte Version seines wunderbaren Gedichts in einer Interpretation des deutschen Liedermachers Siegfried Fietz aus dem Mai 2012 können Sie sich hier anhören: https://youtu.be/aN7dGz6NH5M.

Ergänzende Lektüre:

▶︎ „Wie war Adolf Hitler möglich?“ vom 19.11.2019: https://t1p.de/vujt (automatic English translation: https://t1p.de/vjrr )

▶︎ „The birth of modern Anti-Semitism“ vom 05.09.2018 in Englisch: https://t1p.de/oknl basierend auf einem kostenpflichtigen SPIEGEL-Artikel vom 04.09.2018 auf Deutsch: https://t1p.de/9k25

▶︎ „George Orwells 1984 war eine Warnung und keine Bedienungsanleitung“ vom 13.01.2020: https://t1p.de/cml7 (automatic English translation: https://t1p.de/5gck )

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