Die sogenannten „Sozialen“ Medien sind voll von Menschen, die ihren Zeitgenossen die Welt erklären und ihnen sagen, was sie tun und zu lassen haben. Begründet wird dies zumeist mit Zielen, die die Weltenerklärer für so wichtig halten, dass sich alles andere diesen Zielen unterzuordnen hat.
Der Duden definiert den Begriff „Ideologie“ als ein „an eine soziale Gruppe, eine Kultur oder Ähnliches gebundenes System von Weltanschauungen, Grundeinstellungen und Wertungen“ bzw. als eine „politische Theorie, in der Ideen der Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele dienen (besonders in totalitären Systemen)“. Beispiele für Ideologien sind der Totalitarismus, Sozialismus, Marxismus, Kommunismus, Kapitalismus, Nationalismus, Nationalsozialismus, Faschismus, Konservatismus oder Liberalismus.
Die Weltenerklärer in den Sozialen Medien sind sich zumeist nicht bewusst, wie viel Gedankengut sie mit diesen größtenteils menschenverachtenden Ideologien teilen. Gestern bin ich auf YouTube zufällig über eine elfeinhalbminütige Dokumentation unter dem Titel „Hitler über München (1937-1945)“ gestolpert. Die Dokumentation ist sehr beeindruckend, da die Bilder nachträglich koloriert wurden und dadurch sehr viel lebensnäher wirken, als die Schwarzweiß-Bilder, die man üblicherweise aus dieser Epoche zu sehen bekommt. Ab Minute 6:30 ist ein Auszug aus einer Rede des „Führers“ Adolf Hitler zu hören, in der er sagt – Zitat: „Freiheit, jawohl! Soweit das Interesse der Volksgemeinschaft den Einzelnen Freiheit gibt, ist sie ihm gegeben. Dort wo seine Interessen die Freiheit der Volksgemeinschaft tangieren oder gar beeinträchtigen, hört die Freiheit des Einzelnen auf. Dann tritt die Freiheit des Volkes an die Stelle der Freiheit des Einzelnen!“.
Ich überlasse es Ihnen und Ihrer Fantasie zu beurteilen, welche Parteien und gesellschaftlichen Gruppen heute eine ähnliche Logik vertreten – Stichwort: staatsfixierte Bevormundungspolitik.
Profi-Tipp: Seien Sie grundsätzlich misstrauisch gegenüber allem, was auf „-ismus“ endet und den Anspruch erhebt, dass es ein Ziel gebe, dem sich alles andere unterzuordnen habe. Denn zwischen Schwarz und Weiß gibt es in der Regel jede Menge Grau („50 Shades of Grey“ sozusagen) und die Kernaufgabe von Politik besteht in einer Demokratie darin, einen Interessenausgleich zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und ihren zum Teil gegensätzlichen Zielen zu schaffen – notfalls auch dann, wenn dadurch Schäden in bestimmten Bereichen nicht vermieden werden können.
Wenn es zum Beispiel nach dem Klimaapokalyptikern geht, die den Klimawandel in Social Media-Plattformen als Untergang der Menschheit oder gar des gesamten Planeten darstellen, dann müssten die Menschen auf der Erde folgende Aktivitäten unverzüglich einstellen oder zumindest deutlich einschränken (Hinweis: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
- Kinder bekommen: Kinder sind der Klimakiller Nr. 1
- Individualverkehr, insbesondere Autos fahren: Personenkraftwaren verbrauchen zu viel Platz und zu viele Ressourcen (übrigens unabhängig von ihrer Antriebsart)
- Fleisch essen: Massentierhaltung erzeugt Methan und verbraucht Wasser und Flächen, die für andere Zwecke viel sinnvoller genutzt werden könnten
- Industriell verarbeitete Lebensmittel essen: Selbige schaden der Umwelt und Gesundheit und erzeugen Plastikmüll (Quelle)
- Häuser bauen – vor allem freistehende Einfamilienhäuser: Ressourcenverschwendung und CO2-Emissionen insbesondere wenn Beton verbaut wird
- Reisen (insbesondere Flug- und Schiffsreisen): Erzeugen CO2 und verbraucht Ressourcen
- Shopping: Verbraucht Ressourcen, erzeugt CO2 und begünstigt prekäre Arbeitsverhältnisse
- Sportarten wie Autorennen, Skisport, Wintersport, Schwimmsport oder Pferdesport: Verbrauchen Ressourcen, erzeugen CO2, sind gefährlich für natürliche Lebensräume oder verbunden mit Tierquälerei
- Haustiere halten: Der Öko-Fußabdruck von Hunden, Katzen und anderem Getier ist eine Katastrophe; ein 15 kg schwerer Hund ist im Laufe von 13 Lebensjahren für etwa 8,2 Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich, wenn man sein Futter und seine Exkremente in die Betrachtung einbezieht (Quelle)
- Mode: Verbraucht Ressourcen und erzeugt CO2
- Energie produzieren und verbrauchen: Energieerzeugung für Strom und Heizwärme ist in Deutschland die größte Quelle für CO2-Emissionen
- Industrielle Güter produzieren und verbrauchen: Die Industrie liegt in Deutschland auf Platz 2 der größten Quellen für CO2-Emissionen mit der Stahlproduktion an der Spitze, gefolgt von Raffinerien, der Zement- und der Chemie-Industrie
Da trifft es sich doch gut, dass mittlerweile die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen ausschließlich aus Aktivitäten bestehen, bei denen man in ein Display glotzt und seinen Arsch nicht aus dem Haus bewegen muss – sehr zur Freude von Datenkraken aus den USA und China, die dadurch fast rund um die Uhr soziale Verhaltenskontrolle betreiben können (Stand: 2021, Quelle: Statista):

Dass die Rechenzentren, Datenspeicher und Datenleitungen des Internets mittlerweile deutlich mehr Strom und Ressourcen verbrauchen, als der insbesondere von Klimaaktivisten viel geschmähte Bitcoin, sei an dieser Stelle nur nachrichtlich erwähnt. Übrigens mit rasant steigender Tendenz: Wäre das Internet ein Land, läge es in 2022 weltweit beim CO2-Ausstoß mit 2,8 Prozent auf Platz 6 hinter China (30,7 Prozent), den USA (13,6 Prozent), Indien (7,0 Prozent), Russland (4,0 Prozent), Japan (3,0 Prozent) und noch vor dem Iran (2,1 Prozent) und Deutschland (1,9 Prozent).
Immerhin war Gartenarbeit laut der Allensbach Markt- und Werbeträgeranalyse im Jahr 2022 das beliebteste Hobby der Deutschen: Etwa 27,7 Prozent ging dieser Beschäftigung in ihrer Freizeit häufig nach. Fast 24,8 Prozent der deutschen Bevölkerung gingen in ihrer Freizeit häufig shoppen (gaaaaaanz schlecht). Nach eigenen Angaben fotografierten im Jahr 2022 rund 20,5 Prozent der Deutschen häufig in ihrer Freizeit, damit lag diese Aktivität im Ranking auf dem dritten Platz. Die beliebteste sportliche Aktivität war derweil der Besuch im Fitnessstudio – damit verbrachten etwa 10,9 Prozent häufig ihre Freizeit, obwohl Walken, Joggen oder Gymnastik ohne Geräte deutlich umweltfreundlicher wären. Ich bin gespannt, wann Lastenradrennen vordere Plätze in diesem Ranking erklimmen werden.
Auch wenn Spaß im Leben eine nicht untergeordnete Rolle spielt, ist für die Deutschen dennoch etwas anderes von größerer Bedeutung: Für mehr als 84,5 Prozent der befragten Personen waren gute Freunde und enge Beziehungen zu anderen Menschen der wichtigste Aspekt im Leben gefolgt von dem Einsatz für die Familie und einer glücklichen Partnerschaft. Materieller Wohlstand wird dagegen von rund 36,9 Prozent als essenziell bewertet und für gut ein Drittel der Deutschen sind Abenteuer und Spannung im Leben von hoher Relevanz.
Was mich – abgesehen davon – einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft schauen lässt: Die Geschichte lehrt, dass Ideologien, die auf Verzicht oder Gängelung von Menschen setzten, sich selten bis nie durchgesetzt haben. Der Kommunismus wird sich in China nur so lange halten können, wie die Machthaber es schaffen, ihren Bürgern wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten – auch wenn dies nicht gut für Klima und Umwelt ist. Und auch westliche Gesellschaften werden durch ihren Wohlstand zusammengehalten. Wenn dieser bröckelt, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu massiven wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen kommen. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ – wusste schon Bertolt Brecht.
Der Klimawandel wird fortschreiten. Wir werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts nicht nur das 1,5-Grad-Ziel, sondern auch das 2,0- und 3,0-Grad-Ziel reißen. Glücklicherweise besitzt die Menschheit die Fähigkeit, sich auf veränderte Lebensbedingungen einzustellen – vor allem dann, wenn sich diese Veränderungen nicht schlagartig, sondern über längere Zeiträume entwicklen. Südseeinseln werden aufgrund des steigenden Meeresspiegels untergehen, dafür werden neue Lebensräume auf Grönland und anderen Gebieten rund um den Polarkreis entstehen. Reiche Regionen wie Europa werden den Verlust von Landmasse durch den Bau von Dämmen vermeiden oder abfedern können.
Und auch Gendersprache und Wokismus als verschärfte Formen der politischen Korrektheit werden sich nicht durchsetzen, ganz einfach weil sie nicht mit der menschlichen Bequemlichkeit zu vereinbaren sind, zu der auch das grundlegende Prinzip der Sprachökonomie gehört. Unter Letzterem versteht man die natürliche Neigung von Sprachnutzern, auf Sprachformen so einzuwirken, dass die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger gewährleistet ist, bei einem für beide möglichst geringen Aufwand (mit Reduktion des Sprech- und Schreibaufwandes).
P.S.: Ich bin kein Defätist und schon gar kein Klimaleugner, Querdenker oder Gegner von Gleichstellung, die Maßnahmen zur Angleichung der Lebenssituation von gleichberechtigten heterogenen Bevölkerungsgruppen umfasst. Ich bin auch nicht dagegen, sich in anforderungsgerechtem Umfang klima-, umwelt-, menschen- und tierfreundlich zu verhalten. Aber ich hasse Dogmatismus und Ideologien – egal, welche Ziele sie als Deckmäntelchen benutzen. Und ich weiß, wie Menschen funktionieren und wie man Veränderungen in größeren sozialen Gruppen herbeiführen kann. Moralismus, Bevormundung und Druck sind nachweislich keine geeigneten Instrumente, um Veränderungen herbeizuführen – siehe „The basics of change“ vom 28.08.2018. Meine Aussage ist in keinster Weise, dass wir in Bezug auf Klima und Umwelt nichts tun sollen. Ich halte nur nichts von Schwarzmalerei, Panikmache und Weltuntergangsstimmung. Es ist seit 50 Jahren „5 nach 12“ (Stichwort: Club of Rome: Die Grenzen des Wachstums) und seit 50 Jahren hat uns die Masche, Veränderung durch Druck erzwingen zu wollem, nicht entscheidend voran gebracht. Es ist höchste Zeit, dass wir die Realitäten akzeptieren und versuchen, durch positive, adressatengerechte Motivation zu retten, was zu retten ist.