Laut Prognosen wird die weltweite Zahl der Smartphone-Nutzer von 1,5 Milliarden in 2014 auf ca. 2.5 Milliarden in 2019 ansteigen – verbunden mit entsprechenden höheren Durchdringungsraten: In 2011 haben ca. 10% der Weltbevölkerung ein Smartphone genutzt, diese Zahl ist in 2015 auf mehr als 25% angestiegen und soll bis 2018 auf über 36% steigen. Man erwartet, dass in Westeuropa und Nordamerika in 2017 ungefähr zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ein Smartphone besitzen. Die kleinsten regionalen Märkte für Smartphones sind (immer noch) der Mittlere Osten und Afrika, wo die Durchdringungsrate mit Smartphones in 2017 bei ungefähr 14% liegen soll. Es gibt Quellen, die noch deutlich höhere Werte für die Gesamtzahl und die Durchdringungsrate von Smartphones prognostizieren (siehe unter anderem: http://www.pewglobal.org/2016/02/22/smartphone-ownership-and-internet-usage-continues-to-climb-in-emerging-economies/).

Smartphones erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, weil sie ihren Anwendern ermöglichen, auf nützliche und populäre Funktionalitäten und Dienste zuzugreifen bzw. diese zu nutzen, wie z. B. Telefon- und Videoanrufe zu tätigen, Textnachrichten zu senden und zu empfangen, Fotos und Videos aufnehmen/anschauen/tauschen, Musik anhören, persönlichen Informationen speichern (wie Notizen, Fotos, Videos), mit Freunden in Sozialen Netzwerken verbinden und Informationen mit ihnen zu teilen, Güter (Waren, Dienstleistungen) bestellen oder verkaufen, aktuelle Nachrichten lesen, Informationen im Internet recherchieren, Banktransaktionen durchführen oder Reisen planen, Fahrkarten für U-/S-Bahn/Eisenbahn/Flugzeuge kaufen, Mietwagen buchen, usw. und so fort …

Moderne Smartphones sind in der Lage, ihren Nutzern diesen hohen Komfortlevel zu bieten, weil sie vollgepackt mit vielen leistungsfähigen Sensoren sind, die das Smartphone in die Lage versetzen, Informationen über Sie, Ihre augenblickliche Situation oder Ihr Verhalten zu sammeln – zusätzlich zu den Informationen, die Sie (freiwillig oder unfreiwillig) auf Ihrem Smartphone speichern oder den Informationen, die sie hinterlassen während sie im Internet surfen bzw. Dienste im Internet nutzen. Grundsätzlich verfügen Smartphones über mehr Sensoren, als die meisten Menschen sich vorstellen können. Smartphones auf Basis von Android und iPhones haben normalerweise einen Audiosensor (Mikrofon), einen Bildsensor (Kamera), einen Berührungssensor (Bildschirm), einen Beschleunigungsmesser (triaxialen Accelerometer), Lichtsensoren, Lagesensoren und einige Sensoren (einschließlich des Global Positioning Systems GPS) zur Bestimmung Ihres geografischen Standortes oder zur Messung Ihres Gesundheitszustandes (z. B. Puls oder Blutdruck in Kombination mit so genannten „Smartwatches“).

Das Smartphone eines typischen Anwenders stellt genug Informationen bereit, um ein virtuelles Abbild („Klon“) dieser Person zu erzeugen, das eine Analyse seines/ihres Verhaltens in der Vergangenheit sowie Vorhersagen auf sein/ihr Verhalten in der Gegenwart und Zukunft ermöglicht – z. B. im Hinblick auf Konsuminteressen oder politische Präferenzen. Smartphones sind das Fenster, nicht nur zu Ihrem persönlichen Leben, sondern auch zu Ihrem Berufsleben. Sind Sie sicher, dass der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung Ihres Unternehmens oder andere Schlüsselmitarbeiter Ihres Unternehmens nicht durch Hacker erpresst werden, die im Auftrag Ihrer stärksten Konkurrenten arbeiten? Sind Sie wirklich sicher? Ihre Schlüsselmitarbeiter bieten zweifellos genug Angriffsfläche für Erpressungen – wie das bei jedem von uns der Fall ist (und sei es durch Verdrehung oder Verfälschung von Fakten).

Laut Apple-CEO Tim Cook sind wahrscheinlich mehr Informationen über Sie auf Ihrem Smartphone gespeichert, als man in Ihrem Haus bzw. Ihrer Wohnung über Sie findet. Dies beinhaltet persönliche (ggf. intime) Konversationen, empfangene und getätigte Anrufe, Textnachrichten, Fotos, Videos, Adress- bzw. Kontaktlisten, Kalendereinträge, die Lesezeichen und das Verlaufsprotokoll Ihres Internetbrowsers, ebenso wie Daten zu Ihrer finanziellen Situation und zu Ihrem Gesundheitszustand, Ihrer Ernährung, eventuellen Medikamentenabhängigkeiten, Kennungen und Passworte, die den Zugriff auf E-Mail- und Bankkonten erlauben oder auf Webseiten wie Amazon, Facebook, Twitter oder Netflix (um nur unverfängliche Beispiele zu nennen). Ihr Smartphone weiß, wo Sie (und Ihre Kinder) sich augenblicklich aufhalten, was Sie dort treiben – z. B. Spazierengehen, Joggen, Einkaufen, Treppensteigen, Sitzen, Stehen oder Liegen. Sie können mit dem Smartphone abgehört werden, genauso wie mit dem Smartphone Videoaufnahmen von Ihnen und Ihrer Umgebung angefertigt werden können.

Das alles ist bereits beängstigend genug, aber es wird noch beängstigender, wenn Sie bedenken, dass diese Art von Informationen kombiniert werden kann mit Informationen aus anderen Datenquellen, um Sie und Ihr Leben noch transparenter zu machen – sogar rückwirkend durch Benutzung von Bewegungsprofilen, die aus den Mobilfunknetzen der Mobilfunkprovider extrahiert werden können.

Ein eher nützlicher Anwendungsfall, um den Effekt zu illustrieren, der aus dieser Kombination von Informationen aus verschiedenen Quellen resultiert, könnte der folgende sein: Im Fall eines Terroranschlags mit einem Messer oder einer Axt könnten die Polizei und die zuständigen Behörden folgende Informationen miteinander abgleichen:

  • Welche Smartphones waren in der Funkzelle eingeloggt, in der sich der Anschlag ereignet hat – und zwar während der Tatzeit sowie in den Wochen vor dem Anschlag (um den Tatort auszukundschaften und die Tat vorzubereiten)?
  • Welchen Personen gehören diese Smartphones?
  • Welche Personen, die in der Stadt, dem Bundesland oder dem Land leben, haben in der Vergangenheit auffälliges bzw. aggressives Verhalten gezeigt oder sind ggf. sogar in den entsprechenden Datenbanken der Polizei und zuständigen Behörden offiziell registriert?
  • Welche Personen hatten kürzlich psychische Probleme (und haben z. B. entsprechende Medikamente mit ihrer Kreditkarte gekauft und bezahlt oder sind Mitglied in Selbsthilfegruppen oder einschlägigen Internetforen)?
  • Welche Personen haben kürzlich Messer oder Äxte im Internet oder in einem normalen Ladengeschäft gekauft und mit Kreditkarte bezahlt?

Wenn Terroristen durch diese Art von verknüpften Analysen gefangen werden können, wunderbar. Was aber, wenn alle vorgenannten Kriterien zufällig auf Sie zutreffen, obwohl Sie absolut nichts mit der Tat zu tun haben? Und was passiert, wenn Informationen über den temporären Verdacht gegen Sie nicht gelöscht werden nachdem der Verdacht gegen Sie ausgeräumt wurde? Was passiert, wenn der Verdacht gegen Sie absichtlich oder unabsichtlich in die Öffentlichkeit dringt? Es würde sicherlich Ihr Leben grundlegend beeinflussen, denken Sie nicht?

Dieses (konstruierte) Beispiel klingt eher harmlos, allerdings ist die Welt leider voll von missgünstigen Charakteren, die nicht immer das Beste für Sie wollen, und Sie müssen noch nicht einmal an totalitäre Staaten denken, um zu erkennen, dass Überwachung durch den Staat in diesen Zusammenhang eine große Bedrohung auch für unschuldige Bürger darstellen kann. Das so genannte „Data Mining“ von Informationen, die durch Videoüberwachung in Kombination mit Gesichtserkennung, biometrischen Identifizierungsmethoden (z. B. mittels Fingerabdruck), Bewegungsprofilen, und Kreditkartentransaktionen gewonnen werden, ermöglich die totale Überwachung jeder Person und Smartphones sind ein wichtiger Mosaikstein, um an die notwendigen Informationen heranzukommen.

Die nächste Stufe der totalen Überwachung wird möglich sein, wenn Regierungen und Zentralbanken das Bargeld abschaffen, so dass Zahlungen nur noch auf elektronischem Wege durchgeführt werden können (Schweden hat bereits große Schritte in diese Richtung unternommen) und, es wird Sie hoffentlich nicht überraschen, dass Smartphones in Kombination mit elektronischen Zahlungssystemen das Mittel der Wahl sein werden, um dies in die Praxis umzusetzen.

George Orwell in seinem Roman „1984“ und Aldous Huxley in „Schöne neue Welt“ haben uns bereits vor 70 bis 85 Jahren einen Eindruck davon vermittelt, wie die Welt in Gesellschaften unter totaler Überwachung durch den Staat aussehen könnte. Ich nehme an, weder George Orwell, noch Aldous Huxley konnten damals erahnen, wie schnell und dramatisch sich die technischen Voraussetzungen für die totale Überwachung entwickeln würden.

Die Bedrohung kommt einerseits von Kriminellen, die Ihr Geld oder das geistige Eigentum Ihres Unternehmens stehlen wollen, aber auch von Unternehmen, die mehr Waren und Dienstleistungen verkaufen wollen, indem Sie die Kunden permanent in Versuchung führen. Schlussendlich ist die Überwachung durch staatliche Organe meines Erachtens vielleicht sogar die größte Gefahr für die Privatsphäre und die Freiheit der Bürger, da Geheimdiensten, wie der NSA oder der CIA, Milliardenbeträge zur Verfügung gestellt werden, um unter dem Vorwand der „Terrorbekämpfung“ die notwendigen Fähigkeiten zum Ausspionieren zu entwickeln. Ein guter Freund sagte mir vor einigen Jahren: „Wenn die Möglichkeit besteht, etwas zu missbrauchen (z. B. eine Technologie), dann wird sich früher oder später jemand finden, der es missbraucht“ – und das ist leider wahr.

In unsere heutigen digitalen Welt ist es nahezu unmöglich, sich diesen Bedrohungen zu entziehen – wenn Sie nicht gerade den Rest Ihres Lebens als Einsiedler auf einer einsamen Insel oder einem Bauernhof verbringen wollen. Folglich ist es umso wichtiger, dass Sie sich der potenziellen Bedrohungen bewusst sind und sich so verhalten, dass Sie möglichst wenige digitale Spuren hinterlassen. Es war die Absicht dieses kleinen Artikels, das notwendige Bewusstsein dafür zu erzeugen.

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