Nur 17 Tage nach Überschreitung der 20.000 US-Dollar-Schwelle hat der Bitcoin Ende 2020 auch die 30.000 US-Dollar Schwelle geknackt und befindet sich aktuell (= 02.01.2021) auf dem Weg in Richtung 33.000 US-Dollar. Sämtliche Bitcoins in Summe erreichten bei einem Kurs von 30.000 US-Dollar eine Marktkapitalisierung von rund 560 Milliarden US-Dollar.

Der Börsenwert von Tesla erreichte Ende Dezember 2020 vorübergehend eine Größenordnung von 680 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg um 743% seit 01.01.2020 für ein Unternehmen, welches in den rund 13 Jahren zwischen dem Produktionsstart des Tesla Roadster 1 im März 2008 und dem Ende des Kalenderjahres 2020 weniger als 1,5 Millionen Elektroautos verkaufen konnte – in Relation zu einem globalen Bestand in 2015 von 1,3 Milliarden Kraftfahrzeugen. Die wenigen Quartalsgewinne, die Tesla zuletzt nach mehr als 40 (!) Quartalsverlusten in Folge ausweisen konnte (die die Firma mehrfach fast in den Bankrott getrieben hätten) resultierten nicht etwa aus der Produktion und dem Verkauf von Elektroautos, sondern aus dem Verkauf von CO2-Emissionszertifikaten an andere Autohersteller, wodurch diese Strafzahlungen für die Produktion von Personenkraftwagen mit Verbrennungsmotoren entgehen konnten. Tesla erzielt bislang keine Gewinne aus seinem Kerngeschäft, obwohl das Unternehmen kein Elektroauto mit einer halbwegs akzeptablen Reichweite von 500 Kilometern anbieten kann, welches für Normalverdiener erschwinglich wäre – selbst nach Abzug von bis zu 9.000 € Subventionen in Deutschland nicht (siehe: https://t1p.de/777d).

Ende 2020 hatte Tesla mit einer Marktkapitalisierung von rund 680 Milliarden US-Dollar einen Börsenwert, welcher der Summe der Börsenwerte von Volkswagen (1), Toyota (2), Daimler (3), Ford (4), General Motors (5), Honda (6), SAIC (7), BMW (8), Nissan (9) und Dongfeng (10) entsprach – das waren gemessen an den Umsätzen im Jahr 2019 die Top 10-Autohersteller auf unserem Planeten, die in 2019 zusammen mehr als 57 Millionen Personenkraftwagen verkaufen konnten. Entscheiden Sie selbst, ob das gerechtfertigt ist und wie nachhaltig diese Bewertung sein kann.

Man fragt sich, was die größere Blase ist: Bitcoin oder Tesla? Und welche wohl zuerst platzen wird?

Wenn ich wetten müsste, würde ich darauf tippen, dass die Tesla-Blase zuerst platzt, da die Konsumenten früher oder später erkennen werden, dass nicht der Antrieb eines Personenkraftwagens das wesentliche Problem ist, welches gelöst werden muss, sondern das 135 Jahre alte Paradigma des Personenkraftwagens. Denn unabhängig von der Antriebsart ist ein Personenkraftwagen weder klima-, noch umweltfreundlich – dafür verbraucht er einfach viel zu viele Ressourcen und viel zu viel Platz.

Man muss an dieser Stelle die Chinesen bewundern, für ihre Fähigkeit, langfristig strategisch vorauszudenken, ihre Stärken zu nutzen und ihren Schwächen durch Protektionismus und staatliche Subventionen abzumildern. Obwohl China selbst der größte Nutzer von Kohleverstromung, der größte Verursacher von CO2-Emissionen und der größte Energieverbraucher auf dem Planeten ist (Tendenz in allen drei Bereichen steigend) werden Elektroautos als Zukunft der individuellen Mobilität propagiert und ausländische Hersteller mit Zuckerbrot und Peitsche in ein Kartenspiel gelockt, in dem China alle Trümpfe in der Hand hält.

Die chinesische Regierung hat schon lange erkannt, dass China bei Verbrennungsmotoren nicht in der Lage ist, Deutschen und Japanern ihre technologische Führungsposition streitig zu machen. China weiß ferner, dass kein führender Autohersteller das Land als größten Automobilmarkt der Welt vernachlässigen kann. China besitzt die größten Rohstoffvorkommen der Welt bei Graphit, Magnesium, Neodym und anderen Seltenen Erden, kontrolliert den Abbau von Kobalt in der Demokratische Republik Kongo und hat starken Einfluss auf die Gewinnung von Lithium und Kupfer in Chile und Bolivien. Durch Protektionismus und Subventionen hat sich China eine dominierende Position bei Photovoltaik und Batterien für Elektroautos erarbeitet. Interessante Daten und Fakten zu diesem Thema bietet unter anderem die ARTE-Dokumentation „Umweltsünder E-Auto?“ vom 17.11.2020.

Wer etwas Gutes für Klima, Umwelt und Gesundheit seiner Mitmenschen tun will, sollte sich daher kein Elektroauto kaufen, sondern seinen Personenkraftwagen verkaufen und Shared Mobility-Angebote nutzen. Davon gibt es nämlich zumindest in Großstädten einen bunten Blumenstrauß: Busse, U-Bahnen, S-Bahnen, Trambahnen, Taxis, Mietwagen, Car/Ride Sharing (z. B. FreeNow), Elektro-Roller, Elektro-Scooter. Alternativ kann man auch mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Ich praktiziere das in München seit mehr als drei Jahren und es funktioniert wunderbar.

Und auch auf dem Land gibt es die Möglichkeit, über Fahrgemeinschaften, Nachbarschaftshilfe oder sogenannte „Bürgerbusse“ etwas Gutes für Klima, Umwelt und die Gesundheit seiner Mitmenschen zu tun. Das ist natürlich nicht ganz so einfach, wie in der Stadt, aber man muss eben entscheiden, was einem wichtiger ist: Die persönliche Bequemlichkeit oder Klima, Umwelt und die Gesundheit seiner Mitmenschen (Ausnahmen, die aus beruflichen Gründen auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen sind, seien ausdrücklich von dieser Rede ausgenommen).

Es gibt im Deutschen die schöne Metapher „mit Kanonen auf Spatzen schießen“, die einen Aufwand beschreibt, der in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen steht. Stellen Sie sich vor, Sie müssten das Problem lösen, dass zu viele ressourcenfressende Autos in Großstädten Staus, Lärm und Abgase verursachen, die die Lebensqualität der Bürger beeinträchtigen, sie krank machen und das Klima schädigen. Zur Lösung des Problems gibt es zwei Varianten.

Variante 1:
▶︎ Sie fördern die Entwicklung vernetzter, autonomer Elektroautos
▶︎ Sie investieren zig Milliarden, um ein flächendeckendes Ladenetz aufzubauen
▶︎ Sie investieren weitere zig Milliarden, um ein flächendeckendes 5G-Mobilfunknetz aufzubauen
▶︎ Sie investieren Billionen, um die Stromproduktion auf erneuerbare Energien umzustellen
▶︎ Sie bauen ein System von Subventionen auf, um den nicht wettbewerbsfähigen Preis der Elektroautos auf ein Niveau zu drücken, welches sich zumindest wohlhabende Käufer leisten können
▶︎ Sie warten 20 – 30 Jahre bis der Fahrzeugbestand von 47,7 Millionen Pkw elektrifiziert wurde

Variante 2:
▶︎ Sie fördern die Shared Mobility-Nutzung unabhängig von der Antriebsart
▶︎ Sie kündigen an, ab 2030 die Innenstädte von Großstädten für individuelle Pkw zu sperren
▶︎ Sie investieren in den Ausbau von ÖPNV und Radwegen

Welche Variante würden Sie wählen? Und zwar vor folgendem Hintergrund: Laut UN-Prognosen wird die Anzahl der Erdbewohner auf dem Planeten von 7,5 Milliarden in 2016 auf 9,8 Milliarden in 2050 anwachsen. Vom Zuwachs um 2,3 Milliarden Menschen entfallen 1,25 Milliarden auf Afrika und 366 Millionen auf Indien. Die UN erwartet, dass 80% der Weltbevölkerung (7.8 Milliarden von 9,8 Milliarden Menschen) bis 2050 in Asien und Afrika leben werden und dass rund 68% der Weltbevölkerung (6,66 Milliarden von 9,8 Milliarden) bis 2050 in Städten oder Ballungsräumen leben werden.

Wenn die Menschen in Afrika und Asien aufgrund des überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums und der daraus resultierenden Wohlstandszuwächse in den kommenden 30 Jahren den gleichen Motorisierungsgrad erreichen, wie die Einwohner der EU und der USA (siehe folgende Grafik), dann würde die Anzahl der Kraftfahrzeuge auf dem Planeten von 1,3 Milliarden in 2015 auf über 5,0 Milliarden in 2050 explodieren. Niemand, außer der Automobilindustrie, kann das wollen.

Ergänzende Informationen zum Thema Klimawandel und Elektromobilität finden Sie in meinen folgenden Blogs:

▶︎ „Facts and Figures on climate change and global warming“ vom 12.05.2019 (bislang nur in englischer Sprache verfügbar)

▶︎ „The future of mobility goes far beyond electric power train versus combustion engine“ vom 09.06.2019  (bislang nur in englischer Sprache verfügbar)

▶︎ „Elektroautos – Pro und Contra“ vom 05.11.2019 (automatic English translation: https://t1p.de/941g )

▶︎ „Generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen – Daten und Fakten“ vom 18.10.2019 (automatic English translation: https://t1p.de/hlzp )

Kommen wir zum Thema Bitcoin, wo zunächst die Frage zu klären ist: Warum sollten Sie sich mit Kryptowährungen bzw. der Blockchain-Technologie überhaupt vertraut machen? Diese Frage beantwortet das folgende Zitat aus einem Artikel, der am 09.01.2018 auf Medium.com veröffentlicht wurde unter der Überschrift „Cryptocurrencies are not a bubble, they are here to stay„.

<BEGINN DES ZITATES>

„Jeder, der sich schon einmal mit Kryptowährungen beschäftigt hat, bekam unzählige Male zu hören, dass das ganze Thema Unsinn, Betrug, Hype, oder was auch immer, sei. Viele Menschen sind einfach verwirrt, dass irgendwelche „Zahlen auf dem Computer“ immer wertvoller werden können. Infolgedessen gibt es eine weit verbreitete Vorstellung, dass Kryptowährungen keinen inneren Wert hätten, dass sie durch nichts „abgesichert“ seien und dass ihre Bewertung nichts anderes sei als eine Blase, die irgendwann platzen muss.

Es gibt jedoch einen grundlegenden Fehler in dieser Betrachtungsweise. Sie basiert auf der Annahme, dass Kryptowährungen, um solide zu sein, mit einem materiellen Vermögenswert unterlegt sein müssen. Das ist jedoch nicht korrekt. Auch traditionelle Währungen wie der US-Dollar, der Euro oder das britische Pfund sind nicht durch Vermögenswerte gesichert (obwohl dies gerne behauptet wird), sondern durch Regierungen, d. h. durch eine soziale Struktur. Modernes Geld ist eine Institution, es ist ein Regelwerk, das von der Gesellschaft (ähnlich wie Armee, Polizei oder Steuern) aufgestellt und gepflegt wird, und genau so sollten auch Kryptowährungen betrachtet werden.

Konventionelles „Fiat“-Geld ist eine staatliche Institution, es bezieht seinen Wert von einer Regierung, die eine Währung per Gesetz als Zahlungsmittel durchsetzt. Kryptowährungen sind zivile Institutionen, die ihren Wert aus einem einvernehmlichen Konsens freiwillig kooperierender Individuen ableiten. Fiat-Geld wird von Regierungen unterstützt, Kryptowährungen von unabhängigen Gemeinschaften. Das ist der grundlegende und wichtige Unterschied. Fiat-Geld ist die Polizei, Kryptowährungen sind die Bürgerwehr. Fiat-Geld ist Steuer, Kryptowährungen sind Spende. Fiat-Geld ist die Armee, Kryptowährungen sind die Miliz.

Wenn also jemand sagt, dass Kryptowährungen keinen inneren Wert haben, bedeutet das nicht wirklich, dass z. B. der Bitcoin nicht durch einen materiellen Vermögenswert, wie Gold, abgesichert ist. Der US-Dollar ist auch nicht (oder nur zu einem kleinen Bruchteil) durch materielle Vermögenswerte, wie Gold, abgesichert. Was diese Menschen entweder bewusst oder unbewusst andeuten wollen, ist, dass unabhängige, freiwillig kooperierende Gemeinschaften nicht die Macht und Legitimität besitzen, ihre eigenen Währungen durchzusetzen (daher ist es Betrug), oder dass die Bindungen, die diese Gemeinschaften zusammenhält, zu schwach für eine nachhaltige Zukunft sind (daher ist es eine Blase).

Was die Kritiker übersehen, ist, dass zivile Institutionen nicht ohne triftige Gründe aus dem Nichts auftauchen. Zum Beispiel vereinigen sich die Menschen auf der Suche nach Gerechtigkeit, wenn die Polizei korrupt ist oder nicht die Sicherheit gewährleistet, die man von ihr in einem Rechtsstaat erwarten kann. Milizen werden gebildet, wenn eine reguläre Armee nicht in der Lage ist, ihre Aufgaben zu erfüllen, und so weiter.

In diesem Sinne wäre der Aufstieg des Bitcoin ohne die globale Finanzkrise von 2008 nicht möglich gewesen, die für jeden sichtbar machte, wie schlecht das globale Finanzsystem gestaltet ist und welche Risiken für das Gemeinwesen von ihm ausgehen. Der anhaltende Erfolg der Kryptowährungen wird durch die Unfähigkeit des Establishments getrieben, das konventionelle Währungssystem zu reformieren, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden

Wenn Sie also das nächste Mal hören, dass Bitcoin eine Blase ist und dass die gesamte Kryptowelt ein Betrug ist, stellen Sie folgende Gegenfrage: Was ist die Alternative? Das schuldenbasierte, wucherische, spekulative, zinsbasierte, ineffektive, veraltete Finanzsystem, das trotz des enormen technologischen Fortschritts, den die Menschheit erreicht hat, nicht in der Lage ist, Frieden und Wohlstand zu schaffen? Tatsächlich ist dieses System so korrupt, dass es Fortschritt sogar als Risiko und nicht als Chance betrachtet.“

<ENDE DES ZITATES>

Der britische Journalist und Novellist John Lanchester („The Capital“) sagte in 2012: „Das Finanzsystem in seiner derzeitigen Verfassung stellt eine existenzielle Bedrohung für die westlichen Demokratien dar – viel größer, als jede terroristische Bedrohung“. Keine Demokratie wurde jemals durch Terrorismus destabilisiert, aber wenn die Geldautomaten aufhören, Geld auszugeben, wäre das ein Ereignis in einer Größenordnung, das die heutigen demokratischen Staaten dem Risiko eines Zusammenbruches aussetzen würden.“.

Seit der globalen Finanzkrise in 2008 manipulieren Notenbanken wie die amerikanische Federal Reserve, die Europäische Zentralbank oder die Bank of Japan Leitzinsen, Wechselkurse und Geldmengen zugunsten von exportorientierten Unternehmen, überschuldeten Staaten und Spekulanten an Aktien und Immobilienmärkten. Die abstrusen Bewertungen von Unternehmen wie Tesla sind eine Folge dieser Währungspolitik, die primär dazu dient, einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Die Zeche für diese Währungspolitik zahlen Konsumenten, Sparer (deren risikoarme Geldanlagen zur Vermögensbildung sowie zur Altersversorgung entwertet werden) sowie Mieter. Daher ist es höchste Zeit für einen Kurswechsel und Kryptowährungen können diesen Kurswechsel beeinflussen, da sie nicht von den Zentralbanken kontrollierbar sind.

Die folgende Goldman Sachs-Grafik illustriert das größte monetäre Experiment der Wirtschaftsgeschichte: Die kombinierten Bilanzsummen der G10-Zentralbanken (G10: USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, die Niederlande, Schweden und Japan; 1983 trat auch die Schweiz den G10 bei; im Zuge dessen wurde der Name G10 beibehalten) haben aufgrund der im Jahr 2010 begonnenen beispiellosen Ankäufe von Staats- und Unternehmensanleihen durch die Zentralbanken unter Kunstbegriffen wie „Quantitative Easing“ bis Ende 2020 satte 50% des G10-Bruttoinlandesprodukt überschritten. Die Frage ist, ab welchem Niveau das Vertrauen in die Macht der Zentralbanken zu schwinden beginnt?

Eine umfassende Einführung in Blockchains und Kryptowährungen bzw. Kryptoassets einschließlich des Bitcoin sowie zu den Risiken resultierend aus dem globalen Finanzsystem finden Sie in meinen folgenden Blogs:

▶︎ „Die wichtigsten Fakten und Meilensteine zu Bitcoin und Blockchains“ vom 27.08.2017 (englische Fassung: „The most important facts and milestones on Bitcoin and Blockchains„)

▶︎ „Krypto Assets – die wichtigsten Fragen und Antworten“ vom 13.01.2018 (englische Fassung: „Crypto Assets – the most important Q&A„)

▶︎ „Ein Brief an Jamie Dimon – und an alle anderen, die noch immer mit dem Verständnis von Kryptowährungen zu kämpfen haben“ vom 27.11.2017 (englische Fassung: „A Letter to Jamie Dimon – and anyone else still struggling to understand cryptocurrencies„)

▶︎ „Warum Bitcoin & Co. bei Weitem nicht das größte Problem in unserem globalen Finanzsystem sind“ vom 28.11.2017 (englische Fassung: „Why Bitcoin&Co. are by far not the biggest issue in our global financial system„)

▶︎ „Derivatives as systemic risk for the global economy?“ vom 05.04.2020 (bislang nur in englischer Sprache verfügbar)

▶︎ „Warum die globale Finanzindustrie reguliert und an die Kette gelegt werden muss“ vom 10.02.2018 (englische Fassung: „Why the global financial industry needs to be regulated and chained„)